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Ziel Sarkophag Aufstellung im 20. Jh. Kolloquium/ Tagung/ Symposium IST-Zustand Baugenehmigung

Der Kupferne Sarkophag

Der Außen-Sarkophag des Heinrich Posthumus Reuß (1572 – 1635) ist der erste Sarkophag
dieser Art in BESCHRIFTUNG, FORM und MATERIAL.

Sarkophag von Heinrich Posthumus Reuß von 1635, aufgenommen in der neuen Geraer St.-Johannis-Kirche Foto: Hubertus Blase, 1996. Bildtitel:
Sarkophag von Heinrich Posthumus Reuß
von 1635, aufgenommen in der neuen Geraer
St.-Johannis-Kirche
Foto: Hubertus Blase, 1996.


Heinrich Posthumus Reuß legte
MIT seinem Leben als Rat der drei römisch-katholischen Kaiser Deutscher Nation seiner
Herrschaftszeit und Einherrscher im seit 1530 lutherischen Gebiet und 1572 neu begründeten
gnesiolutherischen „KIRCHEN- UND FÜRSTENSTAAT“ Reuß jüngerer Linie,
MIT seiner weltanschaulichen Überzeugung des solcherart führenden evangelisch-lutherischen
gentiladeligen Fürsten und
MIT dem persönlich verantworteten HÖFISCHEN ZEREMONIELL den Grund zu den
„Musikalischen Exequien“ des Dresdner Hofkomponisten Heinrich Schütz von 1636.

Bildtitel:
Heinrich Posthumus Reuß-Porträt
Taler auf den Tod von Heinrich Posthumus Reuß (1572-1635) – Begräbnistaler, 1635, Kreismünzstätte Saalfeld von Münzmeister Martin Reismann, 45 mm, 28,93 g. Fotoarchiv der Forschungs- und Gedenkstätte Heinrich-Schütz-Haus Bad Köstritz.


Wie die „Musikalischen Exequien“ die „erste und einzige deutsche Begräbnismissa“ sind,
ist der überlieferte Kupferne Sarkophag ein ERSTLING seiner Art und ein
herausragendes Zeugnis frühneuzeitlich christlich-europäischer Kultur.


An den Christ=Seligst verstorbenen / Hochwolgebornen Herrn /
Herrn Heinrichen / den Jüngern vnd Eltisten Reußen /
Herrn von Plauen / etc.

  

WAr es denn nicht genug an dieser Straff vnd Ruhte /
Mit der / der höchste GOtt vns / aus gerechtem Muhte /

Umb vnsre schwere Sünd / vnd grosse Missethat /
Durch der Bellonen Grimm biß her gesteupet hat;

Indem was gutes nur war vormals angerichtet /
Nun lieget gantz vnd gar zertreten vnd zernichtet /

All‘ Ordnung ist zertrennt / Gesetze sind verkehrt /
Die Schulen sind verwüst / die Kirchen sind zerstört?

Daß eben auch darzu diß Vnglück muste kommen /
Daß Ihr / O wehrter Held / vns würdet hingenommen

Durchs Todes Wüterey / in der so trüben Zeit /
Vnd mehren vns dadurch so sehr die Noth vnd Leid?

Der Ihr den Musen wart jhr Schirm / Schutz / Freud vnd Wonne /
Der Ihr der Gottesfurcht wart eine helle Sonne /

Der Ihr habt Schulen neu= vnd Kirchen aufferbaut
Vnd sie bestellet wol / vnd embsig zugeschaut /

Damit der Gottesdienst wird ohne falsch geführet /
Vnd mit Gesang vnd Klang auffs lieblichste gezieret /

Der Ihr / wie David selbst auch eure Zung vnd Hand /
Durch gantz kunstreichen Schall / erhoben vnd gewandt

Zu Gottes Ehr vnd Preiß / mit andern Musicanten /
Die Ihr geliebt so sehr / daß solcher Kunst Verwanten

Vier tausent gleichfals Ihr euch hättet auch bestellt / 
Wann Ihr gewesen wärt jhm gleich am Gutt vnd Gelt.

Was soll ich melden hier, wie mein geringes Singen
Vnd Bäuerischen Thon / Ihr auch den schönsten Dingen

Zuachten pflaget gleich / vnd welche Huld vnd Gunst /
Vnd was für Wolthat Ihr mir wegen solcher Kunst /

Erwiesen offtermals: bevorauß weil genommen
Ich meinen Vrsprung hat / vnd auff die Welt war kommen

In euer Herrschafft Grund / in dem Ihrs selbst für Ehr
Euch hieltet / vnd darümb mich liebtet desto mehr.

Nun aber seyd Ihr hin von vns gerissen worden:
Jedoch Ihr euch befindt dort in dem Meister Orden

Deß himmlichen Chors / wo Asaph immerdar /
Sampt Heman / Jedithum vnd andrer Sänger Schaar /

Den dreymahl Heilgen GOTT lobsingen / rühmen / preisen /
Durch wundersüssen Thon / vnd allerschönste weisen /

Mit welchen Ihr zugleich auch eure Stimm erschwingt /
Vnd zu desselben Lob ein neues Lied erklingt.

Wolan / ergetzet Euch in solcher Lust vnd Freuden ;
Wenn mir verhelffen wird auß dieser Angst vnd Leiden

Auch GOtt an solchen Ort / daselbst zuwohnen bey
Der Ausserwehlten Schaar / vnd Himmels=Cantorey ;

So wollen wir zugleich auff Engelische Weisen /
Mit sampt den Cherubin vnd Seraphin hoch=preisen

Den Höchsten für vnd für / vnd singen: Heilig GOtt /
Ja Heilig / Heilig sey der grosse Zebaoht.

Wir wollen mit dem Chor der vier vnd zwantzig Alten /
Die ümb deß Lammes Stuhl / in lieblichsten gestalten

Dort haben ihre Sitz / einstimmen gleicher weis /
Vnd singen : Dir O HErr gebühret Krafft vnd Preiß.

Ja mit dem grossen Heer von viel=viel tausend Scharen /
Zusingen wollen wir in Ewigkeit fortfahren:

Das Lamb höchstwürdig ist zunemen / mehr vnd mehr /
Krafft / Weißheit / Rehthumb / Stärk / vnd Lob / vnd Preiß vnd Ehr.

Indeß seht günstig an / was meine Musen schencken
Euch wollen hier zu letzt / zum Ehren angedencken /

Vnd achtet / weil es ist gar schlechtlich zu bereitt /
Daß es geschehen sey noch in der sterblichkeit.

 

Heinrich Schütz
  

Quelle:
Widmung von Heinrich Schütz, Musikalische Exequien, Dresden 1636

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